Ruhe unsanft by Agatha Christie

Ruhe unsanft by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-10-12T22:00:00+00:00


* * *

15

Das «Royal Clarence» war das älteste Hotel der Stadt. Es hatte eine altertümliche Fassade mit einem großen Portal und eine ebenso altertümliche Atmosphäre. Die Gäste waren bessere Familien, die regelmäßig für einen Monat im Jahr ans Meer fuhren.

Miss Narracott, die hinter dem Empfangspult thronte, war eine vollbusige Dame von siebenundvierzig mit altmodischer Frisur. Giles gegenüber taute sie auf, da ihr fachmännisches Auge ihn sofort unter die besseren Leute einreihte. Und Giles, der sehr redegewandt und einschmeichelnd sein konnte, wenn er wollte, spann ihr ein guterfundenes Garn vor. Er habe mit seiner Frau gewettet, ob ihre Patentante vor achtzehn Jahren hier im «Royal Clarence» gewohnt habe oder nicht. Sie, seine Frau, behauptete, diese Streitfrage könne nie gelöst werden, weil so alte Gästebücher bestimmt längst vernichtet seien. Er, Giles Reed, sei dagegen der Meinung, daß ein vornehmes Etablissement wie das «Royal Clarence» seine Gästebücher selbstverständlich aufbewahre. Es seien ja sozusagen historische Dokumente. Das Haus bestünde doch mindestens seit hundert Jahren? «Nun, ganz so alt sind wir noch nicht, Mr. Reed», sagte Miss Narracott lächelnd. «Aber wir bewahren natürlich alle Gästebücher auf; sie enthalten sehr bekannte Namen. Der Prince of Wales war hier, und die alte Prinzessin Adlemar von Holstein-Rotz verbrachte mehrere Winter bei uns. Wir hatten auch einige berühmte Schriftsteller und Maler zu Gast, zum Beispiel den Porträtisten Mr. Dovery.»

Giles antwortete mit angemessenem Respekt, und zur Belohnung wurde der für ihn interessante Jahrgang des geheiligten Gästebuchs aus dem Archiv geholt. Nachdem Miss Narracott ihn auf verschiedene glanzvolle Namen hingewiesen hatte, konnte Giles den August durchblättern. Ja, da waren die Gesuchten! 27. Juli bis 17. August: Major Setoun Erskine und Frau, Anstell Manor, Daith, Northumberland.

«Gefunden!» sagte Giles. «Darf ich mir die Eintragung abschreiben?»

«Gewiß, Mr. Reed. Freut mich, daß Sie Ihre Wette gewonnen haben. Hier ist Schreibzeug - oh. Sie haben selbst einen Füller. Also bedienen Sie sich.»

Giles notierte die Adresse in seinem Taschenkalender und entfernte sich unter Danksagungen.

Bei seiner Rückkehr war Gwenda im Garten beim Kräuterbeet. Sie richtete sich vom Jäten rasch auf und sah ihn fragend an. «Hat’s geklappt, Giles?»

«Ja. Ich glaube, wir haben ihn.»

Gwenda las mit leiser Stimme die Notiz: «Erskine. Anstell Manor, Daith, Northumberland. Ja, Edith Pagett sprach von Northumberland. Ob sie heute noch dort wohnen?»

«Wir müssen eben hinfahren und es feststellen.»

«Ja… ja, fahren wir besser direkt hin. Wann?»

«So bald wie möglich. Morgen? Wir nehmen das Auto. Auf diese Weise lernst du ein bißchen mehr von England kennen.»

«Aber wenn sie tot sind, oder umgezogen, und jetzt ganz andere Leute in dem

Haus wohnen?»

«Nun», sagte Giles achselzuckend, «dann kommen wir zurück und verfolgen die ändern Hinweise weiter. Übrigens habe ich heute morgen an Dr. Kennedy geschrieben und ihn gebeten, uns die Briefe seiner Schwester zur Ansicht zu schicken, falls er sie noch hat, und möglichst auch eine frühere Schriftprobe von ihr.»

«Ich wünsche», sagte Gwenda, «wir könnten mit dem damaligen Hausmädchen Kontakt aufnehmen - mit Lily, die der Katze die Schleife umgebunden hat!»

«Erstaunlich, daß du dich plötzlich daran erinnert hast.»

«Ja, nicht wahr? Aber auf Kinder macht so was eben Eindruck. Ich erinnere mich auch an Tommy.



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